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AutorenbildAnna

11-08-2024 Fremde Sitten? Einfach mal ausprobieren

In südlichen Ländern gibt es etwas, was bei uns, dank Klimawandel sicher auch bald staatlich verordnet wird: die Siesta. Haben wir heute mal ausprobiert – nicht schlecht.


Dank dieses Heizhauses habe ich irgendwann am frühen Morgen in den Schlaf gefunden und bis halb zehn geschlafen. Draußen sind es bereits fröhliche 35 Grad. Statt heißem Kaffee zum Frühstück wäre mir ein Eistee lieber.

Aufgrund des schmalen Wlans in diesem Landstrich kann man nur drinnen online sein. Macht nichts – drinnen ist es mindestens genauso heiß, wie draußen. Also ab in die Dunkelheit der Wohnküche, Wlan an und schreiben.


Es bringt nichts, gegen 11 Uhr loszufahren. Spätestens ab 12 Uhr hat hier alles dicht, also haben wir heute mal die Siesta ausprobiert, auf den Liegen unter dem schattigen Blätterdach der pflanzenbewachsenen Pergola. Es ist zwar auch drunter nicht unbedingt kalt, aber man kann hervorragend schlafen.



Aber dann wurden wir doch unruhig. Mitten in der Toskana verschläft man nicht den ganzen Tag. In Schale geworfen, mit Hut bewaffnet, ging es wieder in den Norden, auch wenn es dort eher heißer ist als unter unserer Pergola.

Pienza sieht man schon von weitem und es gibt einem ein wenig Herr-der-Ringe-Feeling, auch wenn es nicht „Gondor, die weiße Stadt“ ist, aber seht selbst. Ist schon ein wenig erhaben, wie es auf dem Berg tront, gelle?


Die Altstadt selbst ist autofrei, was ich wirklich gut finde. Der Weg vom Parkplatz vor den Mauern der Stadt ist jedoch eine Herausforderung: ein langer Weg durch die Hitze. Im Innern der Stadtmauern erwarten einen kleine, wirklich schöne Geschäfte und viel Geschichte. Pius, der sonstwievielte (bitte gerne googlen) hat diese Stadt erbaut und die Fertigstellung leider nicht mehr erlebt. Tja, das ist das Leben. Immerhin hat er ein dickes Wappen im Stadthaus.

Ansonsten gibt es wirklich viel an historischen Einzelheiten zu sehen, die wir bei normalen Temperaturen sicher gerne angeschaut hätten.




In die Kirche sind wir lediglich reingetobt, in der Hoffnung, es ist kühler. Fehlanzeige. Die Mauern sind derart aufgeheizt, dass es sich kaum lohnt, eine Kerze für seine Lieben anzuzünden. Die würden schneller schmelzen, als man draußen ist.

Pienza hat eine große Dichte an Käseläden. Der Duft lässt einem das Wasser im Mund zusammenlaufen. Der Preis dazu macht alles wieder rückgängig 😊.





Ein kleines Bistro lädt zu Käse und Wein im Hinterhof. Genau das isses, was wir beide gerade wollen.

„The kitchen is closed“, warnt uns eine schlecht gelaunte Bedienung vor. Warmes Essen ist im Moment auch das letzte, was wir wollen, daher gehen wir mutig in den Hinterhof.

Den Tisch, welchen wir wählen, ziert ein rauchender Aschenbecher. Netter Versuch, uns zu vergraulen. So einfach geht’s nicht, Signores!

Unsere Frage nach einer eiskalten Weinschorle mit viel Eiswürfeln wird genervt bejaht. Die Frage nach etwas Käse und Brot quittiert die Dame mit einer Augenbraue, die gekonnt nach oben schnellt.

Zu unserer Überraschung wird dann aber doch alles an den Tisch gebracht: eine Platte mit diversen Pecorinos, Brot (dem Geschmack nach von vorgestern), Ricotta, zwei halbvollen Gläsern Wein und zwei Gläsern Wasser.




Wir hätten vielleicht vorher den Temperaturtest machen sollen, aber leider ist unser Durst größer. Wir kippen das Wasser zu dem Wein, trinken und merken erst jetzt, dass beides eher lauwarm ist. Wenn man uns vorher gesagt hätte, wie unerwünscht wir sind, wären wir natürlich gleich gegangen. Der Käse ist immerhin köstlich, Feigensenf und Balsamicopaste auch, und so essen wir schnell, lassen aber die Weinschorlen stehen, in der Hoffnung, die Dame trinkt ihren lauwarmen Kram selber aus!

Wenn jemand also auf lauwarmen Rosè, schlechten Service und Brot von gestern steht, unbedingt hin da. Alle anderen: weiten Bogen drum machen.

Wir schauen weiter durch die Geschäfte und la Mama ist so mutig, Kleider anzuprobieren. Mal abgesehen, dass keine passt, entweder von der Größe oder von der Farbe, ist sie danach reif für eine schnelle Dusche. Anprobe ist halt anstrengend.

Noch mal schnell das Handy gecheckt und weiter durch die Altstadt.


Auf dem Rückweg beschließen wir, die kleine Bar bei uns im Ort, gegenüber vom Friedhof aufzusuchen. Ich habe einen Mordsdurst, und zwar auf etwas Eiskaltes.

Diese Bar ist mein Ursprungsitalien: nette Wirtin hinterm Tresen, alte Männer mit Schnaps in ihren Gläsern, laute italienische Musik aus den Lautsprechern und scheinbar Treffpunkt für alle im Dorf, wie uns auffällt, als wir mit Bier und Cola auf die Terrasse treten. Ich muss diese kleine Bar unbedingt beim nächsten Mal fotografieren und posten. Preise zivil und das Publikum: Uritaliener, die uns natürlich super unauffällig angestarrt haben. Egal! Diese Abkühlung in diesem Ambiente ist es wert.


Zurück am Ferienhaus bin ich nur noch scholle. Die Temperaturen schaffen mich. Aber halt, da ist ja noch das Verprobungspaket von Renato.



Raus mit dem Korken und rein ins Glas – eisgekühlt ein Genuss.



Liegt es an den Temperaturen oder am Alkoholgehalt? Man wird es nie erfahren, aber ich muss dringend ins warme Schlafzimmer.

Buonanotte!

 

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