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09-08-2024/10-08-2024 Italien kann anstrengend sein

Anna:

Der erste Toskana-Tag ist bereits vorbei und sollte man beim Schwitzen mehr Wasser verlieren, als man hinzutrinken kann, werde ich spindeldürre nach Hause kommen. Yeah, das wird ein Erfolg!


Die Fahrt über die italienischen Autobahnen war super anstrengend. Draußen 40 Grad, drinnen die Aircondition auf „volle Pulle“ und eine Baustelle reiht sich an die nächste. Gut, das bin ich von den heimischen Autobahnen und Straßenverhältnissen durchaus gewohnt.

Die riesengroße Raststätte haben wir eigentlich nur angelaufen, um uns im klimatisierten Raum ein wenig abkühlend zu bewegen. La mama hat es im Schatten eines LKWs versucht - da hilft auch keine Strohhut :-)


Leider befindet sich ein paar Kilometer hinter dem Rastplatz die Mautstation, welche mich innerhalb von 2 Sekunden zum Glühen gebracht hat.

Welcher Spielfilmmussolini hat diese Maschine erfunden?? Ganz dicht heranfahren, der eigene Arm ist trotzdem zu kurz! Tür auf! Bringt nicht viel, schließlich ist man dicht herangefahren. Die Computerdame brüllt mich an, doch das Billett in den dazu vorgesehenen Schlitz zu stecken. Wo zur Hölle ist der?? Das Display ist dank Sonneneinstrahlung nur minimalst zu erkennen und ich weiß in diesem Moment, für diesen Automaten sind Abitur und Studium nicht ausreichend. Man bräuchte mindestens eine Professur in italienischer Automatentechnik und, zumindest ich, ein Lichtschwert, um dieses dumme Ding zu schrotten.

Irgendwann hat das Gerät ein Einsehen, schluckt das Billett und meine 50 € und öffnet die Schranke. Ziemlich viel Kohle für die Perlenkette an Baustellen, welche wir hinter uns gelassen haben. Egal! Weiter geht’s auf der Suche nach unserem Toskana-Häuschen.


In dem betreffenden kleinen Ort durchfahren wir jede Straße gefühlt dreimal. Hätte erwartet, dass man uns beim letzten Corso grüßt. Tut aber niemand. Kein Wunder, alle bleiben hinter verschlossenen Fensterläden, um die immer noch 38 Grad Außentemperaturen nicht ertragen zu müssen.

Die Besitzerin des kleinen Toskana-Häuschen ist bei unserer Ankunft aus dem selbigen, weint und sagt, wie wundervoll es ist, dass wir den Weg zu ihr auf Anhieb gefunden haben.


Ich sage nichts und denke nur: hahahahahahahahahahahahahaha!



Den Schlummertrunk, einen eiskalten Sarti, bekomme ich nur noch am Rande mit. Ich will nur noch duschen und ab ins Bett nach acht Stunden Hitzetour.



Eine Madonnenexekutive überwacht meinen Schlaf.

Erfolglos! Es ist leider auch im Haus sehr warm, der Rehbock, dieses kleine Aas, bellt sich direkt vor unserer Tür heiser und die Nachbarn aus der zweiten Wohnung reisen am frühen Morgen mit viel Gepolter ab. Die Nacht ist daher eher kurz.

La mama ist schon früh aus den Federn und beschäftigt sich geräuschvoll mit unserem Frühstück. Verzweifelt sucht sie nach einer Steckdose für die heilige Kaffeemaschine. Eigentlich möchte ich genau jetzt wieder zurück ins Bett und weiterschlafen.

 

Auf dem heutigen Tagesplan steht: Tankstelle suchen. Ich kann mich noch schwach erinnern, dass sich an einer Straße hier in der Nähe eine größere Tankstelle befindet – nur wo? Google maps hat eine Idee, der wir folgen.

Wir fahren nach Abbadia San Salvatore, einem kleinen Ort, den wir bei unserer letzten Reise gerne wegen der bezaubernden Mini-Metzgerei mitten im Ort aufgesucht haben. Diesen kleinen Laden gibt es tatsächlich noch, ebenso wir die kleine Kaffeebar, in die wir uns fallen lassen, um die Schätze, welche wir auf dem Straßenflohmarkt erstanden haben, der sich durch den Ort zieht, zu bestaunen.



Es ist mittlerweile Mittag und die Temperaturen haben das Tagessoll von 36 Grad erreicht. In dieser Hitze kann man eigentlich wenig tun, außer irgendwo abzuhängen und viel trinken. Wir entscheiden uns für den klimatisierten Innenraums unseres Fahrzeugs und fahren nach Norden.


San Quirico d’Orcia, Pienza und Montepulciano liegen etwas erhöht und sind bereits von der Straße aus zu sehen. Unser Weg führt uns nach San Quirico, ein kleiner Ort mit knapp 2.000 Einwohnern und einer wunderschönen Altstadt, umzogen von einer Stadtmauer. Klein und kurze Wege, das ist mal knapp das, was wir bei dieser Hitze an Spaziergang gewillt sind, zu tun. Der kurze Weg vom Parkplatz bis hinter die Stadtmauern schafft uns und das erste Ristorante gehört uns. Ein Liter Wasser später geht es weiter durch die Gluthitze vorbei an kleinen Geschäften (fast überall gibt es das fantastische Olivenöl und Wein der Region) und hübscher toskanischer Architektur. Einen Michelangelo haben die hier auch, allerdings hängt er noch am Tropf.




Auf dem Rückweg müssen wir den traditionellen Abstecher nach Bagno Vignioni nehmen.

Die „Piazza“ ist ein offenes Thermalbecken (Baden leider nicht erlaubt).



An dessen Rand finden sich einige Bars und Restaurants. Ein eiskalter Rosè Spritz bringt uns wieder auf normale Temperaturen und wir schauen eine Weile den Leuten beim Flanieren zu.

In Bagno Vignioni fühle ich mich in die Römerzeit zurückversetzt und ich erwarte eher ein paar Typen in weißer Toga auf der Flaniermeile statt schicken Leuten in Edelklamotten. In den angrenzenden Häusern scheint niemand zu wohnen. Ich gehe davon aus, dass sie als Ferienappartements genutzt werden. Wie schade! Beim Anblick der Häuser stelle ich mir eine urige Inneneinrichtung vor und denke, das Leben könnte hier in jeder Jahreszeit stimmungsvoll sein. Scheinbar handelt es sich aber tatsächlich um eine Kulisse für Leute, wie wir, die einfach nur einen eiskalten Wein trinken.


Es ist bereits Abend, als wir unser Haus inmitten der toskanischen Pampa erreichen. „Pampa“ ist ein recht gemeiner Ausdruck, für das, was es in Wirklichkeit ist: ein weiter Blick über die toskanische Ebene mit kleinen Ortschaften, die in der Dunkelheit zu leuchten beginnen. Campiglia d’Orcia tront auf einem Hügel und leuchtet uns von der anderen Seite her zu. Also Stühle vors Haus und Fernsehgucken!



Der Mann unserer Zimmerwirtin, Renato, produziert Wein und Prosecco nach altem Rezept. Wir haben ein paar Flaschen zur „Beprobung“ auf den Küchentisch gestellt bekommen. Mehr muss ich zum Abschluss des heutigen Abends wohl nicht mehr sagen, oder?

Buonanotte!

PS: Kleine Warnung an den Rehbock – mein Lichtschwert liegt unter meinem Bett! Ein Laut und Du bist morgen Barbecue!

 

Rosie: Keine Lust, heute was ins Tagebuch zu schreiben.



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1 Comment

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Guest
Aug 11, 2024
Rated 5 out of 5 stars.

Herrlich, diese Reise mit euch zu erleben!

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